Technik
"Franco-Crosti" - diese
Worte standen in den 50er Jahren
bei Dampflokomotiven für das Thema "Energie-Einsparung".
Genau das
hatten zwei italienische Tüftler - der Ingenieur Attilo Franco und sein Mitarbeiter
Piero Crosti - in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts im Blick, als sie
sich 1926 einen so genannten Rauchgasvorwärmer patentieren lassen, dessen
sparsames Prinzip später erheblichen Einfluss auf den Lokomotivbau in
Deutschland hatte. Es geht
dabei um die Ausnutzung der
Rauchgase als Wasservorwärmung, nicht des Abdampfes.
Die Abgase verlassen bei normalen Loks den Schornstein mit
Temperaturen von 300 - 400 °C, stellen also ein gewaltiges Energiepotential
dar.
1951 ließ die Bundesbahn zwei Lokomotiven der Baureihe 42 90 bei Henschel mit Vorwärmer
um rüsten, später übernimmt man das Konzept ebenfalls bei der Baureihe 50 40 .
Wie aber funktioniert das
System?
Aus der
Rauchkammer strömen die Abgase in einen Vorwärmer und entweichen
nicht mehr durch den Schornstein.
In diesem wird die hohe Abgastemperatur
genutzt, um das so genannte Speisewasser zu erwärmen, das nun vorgeheizt in den
Langkessel gelangt. Dadurch verbesserte sich der Wirkungsgrad bei der BR
42 90 und der Kohleverbrauch sank deutlich.
Schnittbild einer 42 90 |
1
Hauptkessel |
2
Abdampf der Zylinder |
3
Speisewasser zum Hauptkessel |
4
Speisewasser zum Vorwärmer |
5 ? |
6 ? |
7
Speiserwasser zum Vorwärmer |
8 Dampf für Speisewasserpumpe |
9 Vorwärmkessel u. d. Hauptkessel |
Es sind diese Vorwärmkessel, die
die "Franco-Crosti" für Eisenbahnfans so
interessant machen. Das clevere Verfahren wurde von der Firma Henschel jedoch
nur eingesetzt, weil Anfang der 50er Jahre die Kohlepreise in Deutschland
schnell anstiegen. Daher suchte die Bundesbahn nach Möglichkeiten, die bis
stetig steigernden Betriebskosten zu senken. Obwohl das technische Prinzip später
nur bei 31 Loks der Baureihe 50 der Bundesbahn eingesetzt wird, gilt die "Franco-Crosti"
dennoch als spannende Innovation.
Henschel liefert 1951 die 52 893
und 52 894 mit Franco-Crosti-Technik als BR 42 9000 und 42 9001 an die Deutsche
Bundesbahn [DB]. Die Versuche, die vom Bundesbahn-Zentralamt in Minden geleitet wurden, fielen
sehr positiv aus. Die Erwartungen wurden weit übertroffen, denn es ergaben
sich Kohlesparungen von bis zu 20 Prozent. Das Ergebnis ermunterte die DB so, das 1954 entschieden wurde,
ein eine dritte Maschine umzubauen.
50 1412 wurde auserkoren zukünftig mit Franco-Crosti-Technik zu fahren. Die
ausgewählte Lok wurde zur 50 4001 umgezeichnet. Später folgte dann der
Rest mit 50 4002 bis 50 4031.
Diese dritte Umwandlung überprüfte noch einmal, was die ersten
zwei gezeigt hatten. Das DB entschied dann, das Franco-Crosti System in 30
weitere Lokomotiven während 1958 und 1959 einzubauen. Von Henschel wurden neue
Dampfkessel hergestellt und die gesamte Umrüstung fand in den
Ausbesserungs-Werkstätten der DB in Schwerte statt. Die Umbauten waren nicht
gering, aber die Gelder dafür waren - wie sich im Nachhinein zeigen sollte - gut
angelegt.
Die Franco-Crosti Maschinen zeigten Kohlesparungen von bis zu 20 Prozent. Die einzigen
Beeinträchtigungen waren beschleunigte Schwefelsäurekorrosion der
Rauchgasvorheizungsgeräte.
Bereits 1961 mussten einige der umgebauten Loks außer Dienst
genommen werden. Tatsächlich war das Oxidation Problem so akut, dass nur einige
Maschinen leistungsfähig repariert werden konnten. Neue Dampfkessel waren erforderlich.
Gleichzeitig wurden neue mischende
Vorheizungsgeräte anstatt der vorher benutzten Oberflächenvorheizungsgeräte
angebracht. Die Tender wurden umfasst und einige Luftumlenkbleche wurden auf der
Oberseite des Fahrerhauses angebracht, um den Abgassog in das Fahrerhaus zu stoppen.
Jedoch waren die
Resultate dieser Maßnahmen weitgehend ergebnislos.
Weitere
Experimentieren fanden mit der 50 4011 statt. Diese Lok erhielt eine Ölheizung. Obwohl
die 50 4011 ziemlich leistungsfähig war,
wurden keine der anderen 50 40er umgewandelt.